Gedanken zu Ostern von unserem Herold

Liebe Ordensbrüder und Schwestern des St. Stanislaus Orden

Ostern ist die Zeit der Gnade und der Erlösung. Im Christentum glauben wir, Jesus Christus hat uns durch seinen Kreuzestod erlöst und durch die Auferstehung den Tod überwunden und somit unsere Probleme der Welt gelöst.

Schauen wir genau hin, erkennen wir kein einziges Problem ist gelöst und wir stehen in einer Welt und Gesellschaft, die ein Problem nach dem anderen aufwirft und wir scheinen sie nicht lösen zu können und daran zu verzweifeln und zu verzagen.

Jesus Christus zeigte uns aber einen Weg, den Weg der Liebe und Barmherzigkeit, den Weg der Gnade und des Loslassens und dadurch der Erlösung.

Nehmen wir die Gnade, die Kraft etwas zu zulassen an, so werden wir vergeben und loslassen können. Denn erst durch die Vergebung, das Loslassen werden wir der wahren Erlösung Jesu Christi teilhaftig.

Und erst durch das liebevolle Loslassen und barmherziger Hilfe in der Not, können die Probleme der Welt und Menschheit gelöst und erlöst werden.

Als Damen und Ritter des Sankt Stanislaus Ordens, sind wir in dieser Welt der Unvollkommenheit, wie Leuchttürme, die auf Felsen in der Brandung stehen, im tosenden Meer der Unreinheiten der Welt. So dienen wir demütig unserem Nächsten und sind wirkliche Vorbilder, auf die viele Menschen blicken.

Indem wir unsere ritterlichen Regeln täglich leben, nämlich, gnadenvoll und barmherzig handeln, helfen wir nicht nur mit materiellen Werten Not zu lindern. Vielmehr sind wir gleichzeitig ein Licht in dieser dunklen Welt, für unsere Mitmenschen, welches ihnen Orientierung gibt und ihnen den leicht gangbaren Weg des Wohlwollens, ja der Liebe aufzeigt.

Mag die Welt, noch so trostlos und hoffnungslos wirken, durch zahllose Katastrophen, wie Erdbeben oder Überschwemmungen und Kriege, wie derzeit in der Ukraine oder in Israel-Gaza und vieles mehr und das Ende der Welt morgen bevorstehen, so lasst es uns doch mit Martin Luther halten.

Er sagte:

„Wenn morgen die Welt untergeht, so werde ich trotzdem heute noch ein Bäumchen pflanzen“

Mit diesem Samen der Hoffnung des Lebens, laßt uns das neue Jahr beginnen.

Eis und Kälte, und Stagnation werden so nun abgeschüttelt und freudig öffnen sich unsere Herzen und fliegen dem Frühling entgegen und lassen sich kosen vom warmen Sonnenlicht.

So spricht auch Goethe:

…Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden…

….Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht…

…Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

Stehen wir auf, treten wir aus der Nacht in das Licht, lassen unsere Eitelkeiten und Befindlichkeiten los, nehmen uns selber an und sind im Jetzt, dann finden wir den wahren Himmel.

Darum, lassen wir jetzt das Alte los und öffnen uns für das Neue, öffnen uns für den sprudelnden Quell des Lebens. Öffnen uns für die Auferstehung Jesu Christi und nehmen sie an, nur dann können wir selber auferstehen in Christus.

So laßt uns aufstehen und lasst uns wahre Damen und Ritter sein,

Vorbild und Diener in einem.

Mit herzlichen und gesegneten Ostergrüßen

Euer Herold des Ordens

Joseph
Ritter-Groenesteyn

Vor dem Tor

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)